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1939-1945

NS-Herrschaft und Zweiter Weltkrieg

Bereits mit dem deutschen Angriff auf Polen wird das Pius-Hospital am 26. August 1939 von der Wehrmacht beschlagnahmt. Es wird zunächst komplett geräumt, die Krankenpflegeschule wird geschlossen. Acht Schwestern werden für die Krankenpflege angefordert, die im Hospital wohnen. Die übrigen kehren zum Mutterhaus zurück oder wohnen außerhalb des Hospitals.

Für die Pflege ziviler Kranker überlässt man den Clemensschwestern zunächst lediglich das Altersheim „St. Anna“ mit zehn Betten. Nach der tatsächlichen Übernahme des Hospitals durch die Wehrmacht am 26. September 1939 überlässt man ihnen dann 120 der insgesamt 220 Betten. Die Krankenpflegeschule wird zum 15. November wieder geöffnet. Doch auf Befehl der Wehrmacht vom 17. März 1940 müssen die 120 zurückerstatteten Betten innerhalb von drei Stunden neuerlich geräumt werden. Das Städtische Gesundheitsamt veranlasst darum, in dem der Katholischen Kirche gehörenden „Haus Niedersachsen“ (Georgstraße 5) ein Hilfskrankenhaus einzurichten – 44 Betten für Zivilkranke werden hier untergebracht.

Die Wehrmacht beansprucht das Pius-Hospital in der Folgezeit in wechselnder Intensität, bis der zwischen dem Reichsfiskus (Heer) und dem Pius-Hospital geschlossene Vertrage vom 31. Mai 1940 mit Nachtrag vom 5. März 1942 zum vertraglich festgesetzten Termin (31.7.1942) fristgerecht gekündigt und die Lazarettabteilung zum 15. Juli 1942 geräumt wird. 1.947 Soldaten sind in dieser Zeit im Pius-Hospital versorgt worden. Im Jahr 1942 ist die Clemensschwester M. Marzina, auf deren Bericht die Schilderungen über den Zweiten Weltkrieg beruhen, als Verwaltungsschwester eingestellt worden.

Doch damit ist die Zeit der Kriegsbelastungen nicht vorbei. Im August 1944 wird aus Luftschutzgründen die Schließung des Hilfskrankenhauses „Niedersachsen“ und des obersten Stockwerks des Elisabethflügels angeordnet, die Zahl der Betten auf 180 reduziert. Die Stadt Oldenburg bleibt zunächst bis März 1945 von Bombenangriffen verschont, aber die umliegenden Flughäfen werden wiederholt bombardiert. Erst danach erfolgen Angriffe auf die militärischen Ziele der Stadt, und die Zahl der eingelieferten Kriegsverletzten nimmt zu. Am 16. April wird die Stadt unter Artilleriebeschuss genommen. In Folge eines Angriffs auf den Bahnhof am folgenden Tag werden 63 Schwerverletzte allein ins Pius-Hospital gebracht, weitere Einlieferungen folgen für die verbleibende Dauer des Krieges. Das Pius-Hospital selbst wird Ende April am Josephshaus durch zwei Artillerievolltreffer beschädigt. Die Patienten können nur noch im Luftschutzkeller und in den Gängen des Erdgeschosses untergebracht werden. Nach ihrer schwersten Beschießung vom 2. auf den 3. Mai 1945 wird die Stadt am folgenden Morgen gegen 10.00 Uhr kampflos übergeben und von den Kanadiern besetzt. Bereits in den Folgetagen veranlassen die Kanadier die Verlegung der ausländischen Verletzten in ein eigens für sie eingerichtetes Krankenhaus. Zum 8. Juni 1945 wird für diese Zwecke das Peter-Friedrich-Ludwig-Hospital beschlagnahmt.

Das Pius-Hospital hingegen kann seinen geregelten Betrieb wieder aufnehmen, das Hilfskrankenhaus im „Haus Niedersachsen“ wird geschlossen. Wie nach dem Ersten Weltkrieg werden in der ersten Nachkriegszeit wieder bedürftige Menschen an der Pforte des Pius gespeist und anderweitig unterstützt. Dr.med. Werner Stein gründet die selbständige Augenabteilung des Pius.